
31 Oct Schilddrüse und Kinderwunsch: Welche Rolle spielt das endokrine Organ für die Fruchtbarkeit?
Versuchen Paare die Ursachen einer ungewollten Kinderlosigkeit zu ergründen, fällt der Verdacht meist auf eine Erkrankung der Geschlechtsorgane. Für eine Unfruchtbarkeit können aber noch viele andere Faktoren verantwortlich sein. Nicht außer Acht lassen sollten Betroffene beispielsweise die Schilddrüse. Diese hat als endokrines Organ großen Einfluss auf den Hormonhaushalt unseres Körpers und damit auch auf Fortpflanzungsprozesse.
Fruchtbarkeitsrelevante Hormonprozesse
Für die Fruchtbarkeit sind Hormone bekanntermaßen von großer Bedeutung. Unter anderem lenken diese Botenstoffe weibliche Zyklusprozesse. Dafür schüttet der Hypothalamus (Steuerungsorgan des Hormonhaushalts im Gehirn) zunächst das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) aus. Das GnRH signalisiert der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) einmal im Monat, dass es an der Zeit ist, das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) zu produzieren. Letztere lösen dann den Eisprung aus und sorgen dafür, dass die Eierstöcke die Fortpflanzungshormone Östrogen und Progesteron produzieren, die wiederum die Eizellreifung vorantreiben beziehungsweise die Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle einstellen.
Für die männliche Fruchtbarkeit spielt Testosteron eine wichtige Rolle. Das in den Hoden gebildete Sexualhormon regt nämlich die Spermienproduktion und -reifung an.
Einfluss der Schilddrüse auf die weibliche und die männliche Fruchtbarkeit
Auf die oben genannten Prozesse hat letztlich auch die Schilddrüse Einfluss. Diese wird durch das in der Hirnanhangdrüse gebildete Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) dazu angeregt, Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) zu produzieren. Hierbei handelt es sich um Hormone, die verschiedene Stoffwechsel- und Wachstumsprozesse im Körper steuern. Da die Eierstöcke über T3- und T4-Rezeptoren verfügen, nehmen diese Schilddrüsenhormone auch Einfluss auf das Eizellwachstum sowie auf die Produktion von Östrogen und Progesteron. Geraten die Hormone aus dem Gleichgewicht, kann ein Eisprung oder die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert werden.
Bei Männern hat T3 maßgeblichen Einfluss auf das Wachstum und die Funktionen der Hoden. Sind die in den Testikeln ablaufenden Prozesse gestört, wird weniger Testosteron gebildet. Folglich ist die Spermienqualität – und damit auch die Fruchtbarkeit – beeinträchtigt, wenn der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Zudem können infolge eines Testosteronmangels Erektionsstörungen und ein Libidoverlust auftreten.
Fehlfunktionen der Schilddrüse
Ob eine Fehlfunktion der Schilddrüse vorliegt, lässt sich in der Regel durch eine Blutprobe bestimmen. Dabei wird die Konzentration des Thyreoidea-stimulierenden Hormons im Blut gemessen. Liegt eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vor, sind die TSH-Werte meist höher als üblich. Die T3- und T4-Werte sind dann in der Regel zu niedrig. In diesem Fall produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, sodass bestimmte Körperprozesse energieärmer und verlangsamt ablaufen. Diese Fehlfunktion kann verschiedene Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, schnelles Frieren, Verstopfung, Gewichtszunahme oder Haarausfall hervorrufen.
Ist der TSH-Wert im Blut zu niedrig, ist es häufig umgekehrt. Dann produziert die Schilddrüse meist zu viele Hormone. In diesem Fall sprechen Experten von einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Betroffene leiden häufig unter Symptomen wie innerer Unruhe, Nervosität, Durchfall, Gewichtsverlust, Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen oder Haarausfall.
Doch auch wenn die Werte nur leicht erhöht und die Patienten symptomfrei sind, sollte die Schilddrüse genauer unter die Lupe genommen werden: Einige Frauen und Männer leiden nämlich unter einer latenten Schilddrüsenunterfunktion. In diesem Fall sind die TSH-Werte nur grenzwertig erhöht. Es kann sogar vorkommen, dass sie noch im Normalbereich liegen. Die T3- und T4-Untersuchungen weisen dann meist ebenfalls keine oder nur geringfügige Auffälligkeiten auf. Dennoch kann eine latente Hyperthyreose Einfluss auf den Kinderwunsch haben, da schon eine minimale Veränderung des Hormonhaushaltes die Eizell- und Spermienreifung beeinträchtigt. Aus diesem Grund sollte auch nach der Feststellung von leicht abweichenden Werten eine Abklärung stattfinden. In diesem Fall kann es unter bestimmten Umständen außerdem sinnvoll sein, einen Schilddrüsenantikörpertest durchzuführen, um gegebenenfalls eine bisher unentdeckt gebliebene Autoimmunerkrankung der Schilddrüse diagnostizieren zu können.
Wie eine Fehlfunktion letztlich behandelt wird, hängt von ihrer Art, den Ursachen und der Schwere ab. Eine Hypothyreose lässt sich in vielen Fällen durch die Einnahme von bestimmten Hormonpräparaten in den Griff bekommen. Bei der Hyperthyreose kann eine medikamentöse Behandlung mit Thyreostatika oder eine Radiojodtherapie infrage kommen. Manchmal reicht es aber schon aus, die Jodaufnahme im Alltag zu verringern. Unter bestimmten Umständen kann aber auch ein operativer Eingriff notwendig sein, bei dem Schilddrüsengewebe entfernt wird.
Weitere Infertilitätsursachen ausschließen
Um festzustellen, ob eine Schilddrüsenfehlfunktion für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich ist, führen die Ärzte des IVF Baden-Baden zunächst eine ausführliche Anamnese durch. In der Regel wird dann auch direkt eine Blutuntersuchung veranlasst, um die TSH-, T3- und T4-Werte im Blut zu überprüfen. Darüber hinaus stehen aber noch viele weitere Diagnoseverfahren zur Verfügung, um andere Ursachen für eine Unfruchtbarkeit ausschließen und die Chancen auf eine Schwangerschaft steigern zu können.
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